auf dem Rad
Radtour durch Tirol nach Venedig- Österreich/ Italien Oktober 2018
Da saßen wir nun im Gasthaus “ Tre Cime“ bei Kaffee und Kuchen, mit Blick auf die „Drei Zinnen“. Es war schon Oktober und nicht mehr viel los. sodass wir sogar ein Zimmer im Gasthaus beziehen konnten. „Ihr habt Glück“, sagte der Wirt, “ letzte Woche hatten wir schon Schnee, aber der ist nicht liegen geblieben“.
Auch in diesem Jahr sind wir für eine Tour durch die Alpen spät aufgebrochen. Bislang schien die Sonne, sodass wir ab Innsbruck entspannt, entlang der Eisack, an der Franzenfeste vorbei, durch das Pustertal, radeln konnten.
Wir wussten noch nicht, dass wir am nächsten Tag gleich 2 x die Sachen wechseln müssen und trotzdem durchweicht und durchfroren waren. Ausgerechnet zur Passüberquerung. Na was soll`s, wenn du einmal unterwegs bist, musst du halt durch. Zwei Radler kamen uns an diesem Tag entgegen, freundlich winkend, fuhren sie an uns vorbei. Nasse Stirn, jedoch keine Schweissperlen vom Anstieg, sondern Regentropfen. Sie fuhren mit E- Bikes.
Geplant war ein Tag in Cortina d`Ampezzo zu verbringen, doch dort schüttete es wie aus Eimern, dass wir weiter bergab rollten, Richtung Venetien, es kann nur besser werden. Wir rollten bis nach Pieve de Cadore und übernachteten hier, in der Geburtsstadt des Renaissancemalers Tizian. Mit sehr schönen Palazzos im Ortskern kündigte sich Venetien an. Am nächsten Tag erwarteten uns weitere Abfahrten im Vale di Cadore. An steilen Felswänden vorbei, doppelte Handschuhe, Mütze obligatorisch, sausten wir die Serpentinenstrasse hinab, bis wir von einer Schafherde gestoppt wurden. Hinterherschieben, denn durch die Herde war keine Option. Zwei Radler kamen uns entgegen und mussten dieses Schicksal erleiden. Es war Almabtrieb und entsprechend groß war die Herde, gut bewacht von einer Meute Hunde. Es dauerte und dauerte….. und dann hatten wir auch noch das Glück, von oben bis unten mit den Ausscheidungen der lieben Tiere bespritzt zu werden. Wir reinigten uns notdürftig am Fluss.
Auf Grund der Nebensaison empfahl uns eine Übernachtungsplattform im Internet, das erste Hotel am Platze in Trevisio, zu einem supergünstigen Preis. Da konnten wir nicht Nein sagen und standen, später am Tag, mit unseren beschmutzten Rädern und Taschen, in der sehr venzeianisch anmutenden Empfangshalle, umgeben von Marmor, goldgerahmten Spiegeln und funkelnden Lüstern. Wir sahen uns Dreckspatzen hundertfach im Spiegelbild- was für ein Anblick?- Vom Geruch ganz zu schweigen.
Die Italiener hatten damit kein Problem, wir konnten die Räder im Tagungsraum parken. Nach einer Dusche gings auf die Piazza zum Flanieren. Bella Italia!
Bis Mestre war es ein Katzensprung, danach gab es den obligatorischen Vendigbesuch. Wie viele chinesische Bräute dort posieren und sich ablichten lassen? Zählen sinnlos. Was für ein Run in dieser Stadt. Mit Fahrrad unmöglich und auch nicht gestattet- Räder müssen draußen bleiben.
Eine sehr schöne Radtour, von München nach Venedig, oft auf rückgebauten Bahntrassen, mit sehr moderaten Steigungen und rasanten Abfahrten. Die Tour führt entlang der Isar, nach Innsbruck, über den Brenner, durch das Eisack- und Pustertal, vorbei an den 3 Zinnen nach Cortina d`Ampezzo. Danach geht es durch das Vale di Cadore über die wunderschönen Orte Vittorio Veneto, Trevisio nach Mestre ( Venedig). Länge ca. 550 Kilometer.
Radtour Alpe- Adria- Österreich/ Italien Oktober 2019
An einem regnerischen Tag starteten wir in Freilassing und überquerten kurz darauf die Grenze nach Österreich. Schon wieder der Start im Oktober. Zwar ist das Wetter dann unbeständig, aber die Radwege frei.
Der Alpe- Adria Radweg beginnt mit dem Highlight Salzburg. Der Himmel zugezogen, heißen Tee dabei ,machten wir uns auf den Weg. Immer an der Salzach entlang bis nach Golling und von dort hinauf zu den „Salzachöfen“. Im Schneegriesel stiegen wir hinunter und betrachteten die Klamm. Unser Herz schlägt auch fürs Wildwasser und wir diskutierten, ob es möglich ist, mit einem Backraft heil hier durch zu kommen. “ Bei dem Wasserstand müßte es gehen“. Na ich weiß nicht, die „Salzachöfen“ sind schon ein Highlight unter den Kajakern und nur was für absolute Profis. Dabei ließen wir es und setzten den Weg nach Werfen fort. Vorbei an Berg und Burg ging es nach Bischofshofen. Hier arbeitet doch der Gahr, dieser Künstler, da muß ich mal hin, sagte Kringel.
Weiter ging es nach Schwarzach und durch das Gasteintal bis zur Tauernschleuse. Die Steigung in Bad Gastein ist wirklich eine Herausforderung für Radler, für mich einfach nur fies. Schieben angesagt- und es nahm kein Ende, dazu feinster Nieselregen. An der Tauernschleuse waren wir nicht nur sacknass, sondern durch die Wartezeit am Bahnhof auch schnell durchgefroren. Und das macht Spaß?
Und wie. Zum Glück gibt es einen nächsten Tag und hier begrüßte uns die Sonne schon morgens 8.00 Uhr. Die Almen rings um Malnitz waren mit einen Raureifschicht überzogen. Minusgrade und rasante Abfahrten sind nicht das Wunschprogramm. Dafür war die Strecke herrlich. Hoch über dem Mölltal gings es auf einer alten Bahntrasse erst allmählich und dann rasant ins Tal. Immer mal wieder trafen wir zwei andere Radler mit wirklich wenig Gepäck. Auch sie befuhren den Alpe- Adria Radweg, aber in Form von „Bikepacking“. Bike….was?- OK- wir sind die „Alten“.
Kärnten- hier scheint die Sonne. Und es war auch so. Genussradeln an der Möll und weiter an der Drau bis Villach. Es folgte das wunderschöne Flusstal der Gail, bevor hinter Arnoldstein der Anstieg bis zur italienischen Grenze und nach Tarvisio anstand.
Bella Italia- wir sind wieder da!
Den nächsten Abschnitt der Tour hat der “ Radler- Gott“ geplant. Auf einer ehemaligen Bahntrasse fährt man durch eine grandiose Bergwelt. Im anschließenden Kanaltal durchfährt man unzählige Tunnel, an alten Bahnhöfen und winzigen Orten vorbei. Hier ist das Rollen purer Genuss.
Am Tagliamento angekommen und nach ein paar Kilometern erreichten wir Udine und später die Stadt Palmanova. Sie wurde als Festungsstadt für die Republik Vendig gegründet. Als “ ideale Stadt“ geplant hat sie einen sternförmigen Grundriss mit 3 äußeren Festungsringen. Sehr beeindruckend. Die 20 Kilometer bis Grado haben wir uns gespart.
Interessant wurde die Rückreise bis Salzburg. Ab Udine gibt es eine Zugverbindung nach Villach. Die nehmen wir. Auf zum Bahnhof Tickets kaufen. Geht nicht am Schalter, dies ist ein Zug der Östreichischen Bahn. Tickets gibt es erst Morgen im Zug.
Wir hatten Mühe, die Abfahrtszeit zu schaffen, standen aber pünktlich am Bahnsteig. Mit dem Rad im Zug ist es manchmal problematisch, insbeondere im italienischen Berufsverkehr am Morgen- da haben wir schon Dinge erlebt. Diesmal nicht, es ging alles östreichisch, gemächlich zu. Super. Wie kauften die Tickets im Zug und dieser verließ pünktlich den Bahnhof. Der Radweg verlief fast paralell zum Schienenstrang und so konnten wir die Tour nochmal aus einer anderen Perspektive sehen. Guck mal, da haben wir……Erinnerungen an eine schöne Tour. Völlig entspannt kamen wir zur Station Ponteebba. Dieser Zug endet hier! Bitte alle aussteigen. Wie, Was Ponteebba, Aufruhr im Zug. Was ist? Keine Ahnung, Erdrutsch, Selbstmörder, Tiere, es gibt viele Ursachen für einen Stillstand auf dem Gleis. Und nun? Schienenersatzverkehr- Fehlanzeige- da kommt keiner, rief die Schaffnerin hinterher. Es fährt ein Linienbus- in 5 Minuten. Räder raus, Taschen raus, Treppe runter, Treppe hoch, Taschen anhängen, der Schweiß brach aus. Bus geschafft. Taschen abhängen, Räder rein- noch immer Schweiß. Wohin fährt der Bus? Einige Zug-Reisende mit Rollkoffern waren genauso ahnungslos. Der Bus fährt bis Tarvisio. OK- und dann? Sofort wurden überall die Smartphones gezückt und Verbindungen gecheckt. Keine Verbindung nach Villach. Alles aussteigen wir sind in Tarvisio, gab uns der Busfahrer zu verstehen. Tarvisio, eine Kleinstadt in den Bergen, kurz vor der österreichischen Grenze. Ein Taxi- PKW, das war`s- und dann das Italienisch. Wer versteht denn so was?
Glück im Unglück, wir sind Radler, zwar mit Zeitdruck im Nacken, aber mobil. Taschen anhängen, rauf auf`s Rad, los geht es. So kamen wir in den Genuss noch einmal an der Gail entlangzuradeln, diesmal bei Super Wetter. Irgendwann waren wir in Villach. Dort ein großer Aushang über bestehende Baumaßnahmen- wochenlang. Informationen sind eine feine Sache. Irgendwann sind wir auch zu Hause angekommen.
Länge der Tour Alpe- Adria ca. 420 Kilometer. Durchgehend beschildert, Steigungen meist moderat, außer Bad Gastein.
Carretera Austral – von Puerto Montt nach Villa o Higgins und weiter nach Punta Arenas, Chile/ Argentinien 2011
Die Carretera Austral – eine Traumstraße für Radler. Kaum Verkehr, gradiose Landschaft mit Regenwald, Gletschern, Wasserfällen, See und Fjorden, führt sie von Puerto Montt bis nach Villa O`Higgins. Die Fernstraße endet dort als Sackgasse am See. Gebaut wurde sie in Pinochets Auftrag, um den Süden Chiles anzuschließen. Das Gebiet ist recht dünn besiedelt, entsprechend der Verkehr.
Los ging es in Puerto Montt mit eine Fährfahrt nach Chaiten, einem Ort, der größtenteils im Ascheregen versunken war. 2008 ist hier der 10 km entfernte Vulkan „Chaiten“ ausgebrochen und hatte die Bewohner überrascht. Die Töpfe noch auf dem Herd, persönliche Sachen, die nicht mehr zusammengepackt werden konnten….., Spuren einer blitzartigen Flucht. Sehr bedrückend.
Von Chaiten ging es in Richtung Coyhaique. Auf diesem Abschnitt radelten wir durch Regenwald, durch Puyuhapi mit seinem heißen Quellen und durch den Queulat- Nationalpark, mit seinen Hängegletschern über dem Regenwald.
Coyhaique ist mit seinen 50.000 Einwohnern die größte Stadt an der Carretera Austral. Zwei Tage Pause in den Annehmlichkeiten der Zivilisation, dann gings weiter nach Puerto Aysen, diesmal Zwangspause, eine Panne. Mein Tretlager ist ausgestiegen und Ersatzteile in diesem Gebiet der Erde schwer aufzutreiben. Nach 3 Tagen und einigen Besuchen im Eisenwarenladen, konnten die fehlenden Kügelchen im Tretlager ersetzt werden und wir fuhren weiter, am “ Lake Generale“ entlang, dem zweitgrößten See Südamerikas, mit großartigen Ausblicken.
Die nächste Stadt war Cochrane mit 3000 Einwohnern, der gefühlt letzte Außenposten der Zivilisation auf dieser Fernstraße, mit Restaurant, Bank und Markt. Danach kamen nur noch wenige Dörfchen auf dem Weg bis Villa O`Higgins. Sackgasse, das wußten wir vorher. Und wie von dort weiter? Da machen wir uns dann einen Kopf wenn wir dort sind, war die Devise auf der Tour. Jetzt waren wir dort….. Öffentliche Verkehrsmittel in Villa O´Higgins-ganz schlecht.
Für uns boten sich drei Möglichkeiten. Entweder mit „Don Carlos“ und seinem Minipropellerflieger zurück nach Coyhaique fliegen, nur möglich ohne Farräder, zurückradeln, oder mit dem Boot über den Lago O´Higgins nach Argentinien und von dort auf einem Wanderweg weiter nach El Chalten, dem Ort im Trekkingparadies am Nationalpark “ Los Glaciares“. Wir entschieden uns für Letztere und ließen uns von einem Boot über den See zum Grenzposten bringen. Eine kleine Barracke, als agentinischer Grenzposten, mehr war da nicht am anderen Ufer. Ein weiterer Reisender, der sich uns angeschlossen hatte, stieg mit uns aus. Gemeinsam begaben wir uns zum Grenzposten. Mürrisch, wegen der vielen Arbeit- immerhin 3 Personen- Grenzkontrolle, begrüßte uns der agentinische Beamte. Unsere Pässe waren in Ordnung, wir durften passieren, der von unserem Mitreisenden wohl nicht. Auch nach Bitten und Betteln, der Beamte ließ den jungen Typen nicht einreisen. Nun mußte er warten, bis wieder ein Boot vorbeikommt und dann zurück nach Chile.
Wir passierten den Grenzposten und schoben die Räder mehr, als das wir fahren konnten. Die Straße hatte sich zum Weg verkleinert. Tragen, schieben, quälen , aber igendwann erreichten wir El Chalten und später El Calafate. Geschafft, nun können wir den Flug nach Santiago buchen, um pünktlich unseren Heimflug zu schaffen. ….
In El Calafate hörten wir dann, von hier fliegt nichts nach Chile, da müßt ihr nach Puerto Natales und dort einen Innlandsflug buchen. Die Odysee ging weiter. OK, dann fahren wir mit dem Bus nach Puerto Natales. Wir kauften Tickets, verstauten die Räder und es ging los. Bis zur Grenze klappte es gut. Einreise nach Chile, nicht möglich die Grenze war blockiert. Grund. Die Regierung hatte die Benzin- und Dieselpreise in Chile erhöht, Proteste im ganzen Land, Straßensperren überall. Der Bus konnte nicht passieren, aber wir hatten ja Fahrräder. Fahrrrad raus, durch die Barrikaden schieben und los. Vor Puerto Natales wieder Straßensperren und Aufruhr. Uns Radler ließen sie passieren. Der gesamte Verkehr, einschließlich Flugverkehr, in Magallanes lahmgelegt. Bei 6 Wochen Urlaub tickte die Uhr.
Schließlich mußten wir noch weiter südlich bis Punta Arenas fahren. Wir hatten zwar Zeitdruck, aber das Radeln über die leere Straße war ein Genuss. Nur ein Krankenwagen kam uns in 3 Tagen entgegen. Kurz vor Punta Arenas sahen wir Leute mit Rollkoffern. Sie waren dabei, zum 12 Kilometer entfernten, Flughafen zu laufen. Hier hatten einige Staaten Notcamps eingerichtet und begannen ihre Landsleute auszufliegen. Wir hatten Glück, auch Deutschland hatte ein Notprogramm gestartet und irgendwann saßen wir im Flieger nach Santiago und später Richtung Heimat. Ich habe es pünktlich an die Arbeit geschafft.