Tierische Geschichten am Wegesrand

Die Ziege im Sack

Hörst Du das? …. Ne… sei mal still! Wir seilten gerade die 4. Länge im Kavosi- Canyon ab. Dies ist ein schöner, meist ausgetrockneter Canyon, auf Kreta. Jetzt hörte ich es auch, eine Ziege. Wir seilten die nächsten 20 Meter ab und da war sie. Eine kleine Ziege, gefangen im Canyon. Die ist bestimmt abgestürzt. Ziegen sind ja wirklich waghalsige Kletterer. Aber diese war wohl etwas zu waghalsig. Hier hatte sie keine Chance, steile Wände ringsum. Einmal drin im Canyon rettet Dich nur ein Seil und eingerichtete Abseilringe. Völlig verängstigt blöckte das Tier, sobald wir uns näherten. Was nun? Wir können sie doch nicht zurücklassen?

Wir müssen sie fangen, lock sie mit Wasser…. Nach vielen, geduldigen Bemühungen kam sie näher. Jetzt schnell, Schlinge drum rum… Pause….beruhigen. Ziegengedanke…. mein letztes Stündchen? Unsere Gedanken…. wie seilen wir sie nun ab? Gurtzeug für Ziegen?  Fehlanzeige.

Die muß in Deinen Schleifsack, anders geht es nicht. Im Schleifsack befanden sich Ersatzseil, Hackensetzzeug, …. wenig Platz.

Kringel schnappte sich das verängstigte Tier…, rein in den Schleifsack, zuziehen…  Los gehts! Ohne einen Mucks aus dem Sack seilten wir weitere 5 Längen ab.

Jetzt hatten wir ein Ziegenkind, und nun? Wir bringen sie auf den nächsten Hof. Garnicht so einfach, so viele Farmen gibt es hier nicht in diesem Terrain. Ola!… Ola!…, keiner da. Wir ließen sie an einer Wasserfontäne, verursacht durch einen defekten Schlauch, frei. Freiheit! Hoffentlich fand sie Anschluss bei Artgenossen.

 

Der Knochen aus Alu

Wo ist denn die Topfzange? Weiß nicht, gestern habe ich sie noch gesehen….

Wir campten im Joshua Tree Nationalpark, weit und breit kein Mensch. Es war Januar und die Nationalpark Campgrounds leer. Der Boden war etwas gefroren, das Wasser auch. Ein schöner Kaffee, dampfend nach der kalten Nacht wäre Klasse. Wir improvisierten… heißes Wasser übergießen, auch ohne Topfzange.

Die Sonne kam und wärmte unsere steifen Glieder. Etwas später….zusammenpacken, Aufbruch. Und die Topfzange? Wir suchten weiträumiger, denn wie sagt man so schön,“ Ein Haus verliert nichts“…. ein Nationalpark auch nicht.

Etwas abseits sahen wir einen Kojoten. Was blitzte da? Unsere Topfzange. Alu- schwer verdaulich- auch für Kojoten.

 

Klatschen, Brüllen und Gesang am Pazifikstrand

Sing….sing…. und wir sangen und brüllten aus voller Brust. 50 Meter vor uns eine Bärenmutter mit Kind. Doch nicht am Pazifikstrand…. Die ganze Zeit sind wir durch den Dschungel gelaufen, hinter jedem Busch und Baum hatten wir Bären vermutet. Das Gebimmel der Bärenglöckchen, die wir am Trekkingstock befestigt hatten, begleitete uns schon tagelang. Alternativ- bei den jüngeren Trekkern röhrte Hip Hop aus der Bluetooth-Box. Was heute alles zur Grundausstattung eines Wanderers gehört….?

Jedenfalls vermuteten wir den Bärenkontakt eher hinter Busch und Baum. An den vorgegebenen Biwakplätzen hatten wir all-abendlich das Essbare und sogar Seife, Zahnpasta und was sonst noch riecht, sicher in den Stahlummantelten Bärenboxen verwahrt und nun Bärenmutter mit Kind.

Wir klatschten und sangen, gestikulierten und und brüllten- wer will sich schon mit einer Bärenmutter anlegen- Selbstmord!

Wenn wir abends, nach einem anstregenden Tag einen Biwakplatz erreichten, war ich immer froh, auch andere Wanderer zu sehen. “ Viele“ Leute, “ viele“ Zelte, die Chance, dass der Bär ausgerechnet unser Zelt plattmacht, verringerte sich um ein Vielfaches. Eine fast 2 stündige Einweisung muss jeder Wanderer auf dem West- Coast- Trail absolvieren, bevor er starten kann. Bären, Wölfe, Tide, Trinkwasser, Cable Car… da gibt es viele Informationen.

Es war stürmisch am Pazifikstrand, unsere Stimmen gingen im Wind und Gedonner der heranrollenden Wellen unter. Irgendwann… schickte die Bärenmutter ihr Bärenkind zurück in den Busch. Wir standen gefühlt eine Ewigkeit, klatschten und sangen, gestikulierten und brüllten, bis auch das Muttertier sich langsam zurückzog. Ganz langsam, klar überlegen…

Angespannt warteten wir… und warteten, bis wir klatschend und singend, gestikulierend und brüllend die Stelle passierten

 

Alles Gottes Geschöpfe

Stop! Hast du das gesehen? …. da hat sich doch was bewegt… Unzählige tote Kängeruh säumten die Straße im Outback. Erfasst von Roadtrains… keine Chance abzubremsen bei der tonnenschweren Last…

Der Bauch, da hat sich was bewegt. 45 Grad im Schatten, gerade 10.00 Uhr. Nicht mehr lange bis zu Siesta. Schon 5.00 Uhr sind wir gestartet, das hält ja keiner aus, in der Hitze.  Bulli, Kängeruh, Hitze… wir waren in Australien unterwegs, irgendwo im Nirgendwo des Outbacks.

Wir stoppten und liefen zurück zum toten Kängeruh. Stimmt da hat sich was bewegt. Im Beutel des toten Muttertieres zappelte ein Minikängeruh. Das müssen wir rausholen… du ziehst an den Läufen. Ich schnappte die zarten Beinchen des Tieres. Ziehen?… so geht das nicht. Der Eine zieht, der Andere massiert nach oben, so müsste es gehen. Es dauerte eine Weile, aber dann hatten wir Erfolg und bald darauf ein kleines Kängeruh. Was nun? Das Tier aufgeregt, wir aufgeregt…. Milch ist bestimmt eine gute Idee. Meinst du? Mit Flasche und Stofflappen, Geduld und Milch versuchten wir unser Glück. Erfolg hatten wir nur wenig. Was brauchen Kängeruh- Baby`s?

30 Meilen waren es bis zum nächsten Roadhaus. “ Was ein Kängeruh“… wir weckten nur wenig Interesse bei den Gästen des Roadhauses. Kängeruh`s gibt es wie Sand am Meer. Aber doch nicht für deutsche Traveller…  „Ein paar Meilen die Straße runter, dann rechts auf die Gravelroad, 70 Meilen weiter, da gibt es eine Frau, die zieht Kängeruh`s auf, kümmert sich und so… Probiert es mal dort.“ Unsere Rettung und auch die des Kängeruh. Die Farmersfrau nahm uns das Tier ab, steckte es gleich in einen Stoffbeutel und versprach sich zu kümmern. “ Alles Gottes Geschöpfe“ murmelte die Frau.

 

Es gibt nichts Interessantes zu sehen

Mach mal Stand, schnell…. Was ist denn, rief Kringel von oben, ich kann jetzt nicht, bis zum Standplatz sind es noch zwei Haken. Mach dich fest, sofort….!  Kringel machte sich fest, von mir kam nur noch … Ausgesichert…  blitzartig ergriff ich die Flucht und Kringel hing in der Wand. Zum Glück erste Seillänge.

Während ich interessiert Kringel beim Vorstieg zugeschaut hatte, um mir Tricks und Kniffe in den  schwierigen Passagen abzuschauen und natürlich anständig zu sichern, hat sich ganz still und leise eine Pavianhorde um mich gesellt. Ca. 8 ausgewachsene Tiere beobachteten das Geschehen,  keinen Meter von mir entfernt. Nerven behalten, doch dies ging kaum, angesichts der gefletschten Hauer. Grinsen die mich an, oder blasen die zum Angriff ? Verteidigung oder Flucht?  Angesichts der Lage entschied ich mich für die Flucht ins Auto, gemäß dem Slogan,“ Nichts Interessantes zu sehen und schon zieht die Meute weiter“. Dies funktionierte auch im Südafrikanischen Busch. Ende gut- Alles gut, ich nahm Kringel wieder in die Sicherung, er baute um, seilte ab. Man muß ja auch nicht immer klettern. Rückzug an diesem Tag.

 

 

Kräftemessen, oder das verlorene Abendessen

Ich mach mal die Spagetti fertig. Wir freuten uns aufs Abendessen. Endlich kühlten sich auch die Temperaturen im Outback ab. Spagetti Cabonara. Wir saßen im Einstieg des Bulli, hatten die ersten Spagetti aufgegabelt, als sich ein großer Vogel, ca. 6 Meter vor uns, im Sturzflug dem Boden näherte. 6 Meter von uns entfernt, eine große Schlange… nichts bemerkt… Die Gabel stoppt abrupt vor dem Mund, kein Bissen ging runter…..6 Meter…., die Schlange ca. 1,50 lang.

Der Vogel attakierte… was für ein Kampf, die Schlange bäumte sich auf, zischte. Alptraumbilder und doch faszinierend. Interessiert, ängstlich zogen wir uns in den Bulli zurück. Nicht unser Kampf… Wer geht als Sieger hervor?

Der Vogel attakierte, die Schlange zischte mit aufgestelltem Rumpf….so ging das eine Weile. Es bleibt der Kampf, oder die Flucht. Irgendwann ergriff die Schlange die Flucht in den Busch… Und der Vogel? Er mußte sich ein anderes Abendessen suchen.

 

Auf Safaritour

Wir waren zum Klettern in Waterfall Boven, die Fingerspitzen wund, also Zeit für Kultur und Natur. Jetzt bin ich in Südafrika, da möchte ich auch Giraffen sehen. Also begaben wir uns mit unserem Minimietwagen auf Safari. “ Von dem Hügel dort haben wir bestimmt eine gute Sicht.“…. Wir fuhren auf der staubigen Piste den Hügel hinauf, vorbei an einem toten Springbock. Stundenlanges Ausharren- zumindest so gefühlt…. Hitze, bestimmt 35 Grad im Schatten, wenn es den geben würde.

Weiter warten… kein Erfolg, keine Giraffe weit und breit. Nach einer Weile gaben wir den Plan auf und fuhren über die staubige Piste den Hügel wieder hinab. Wo liegt denn der Springbock? Im staubtrockenen Busch gibt es nicht viel Interessantes, da fällt ein totes Tier schon auf. Der Springbock lag an einer anderen Stelle. Wie geht das?… Halt mal!

Da, eine Schlange… das ist doch eine Boa, oder ? Fenster hoch…. 35 Grad… einzigartiges Schauspiel…. wie sich die Schlange ums Abendessen müht. Gut getarnt im Buschwerk, wickelte sie sich Stück für Stück um das Tier, bäumte sich auf, zog…- Anstrengung pur… Pause… wieder ein Stück weiter… Pause…. Kräfte sammeln… und dann wieder ein Stück weiter ins Buschwerk. Mach mal das Fenster auf! Geht nicht, dann wittert sie uns. Wir beobachteten bestimmt eine Stunde lang, tropf… tropf… der Schweiß. 50 Grad im Auto, Scheiben oben…

Wie sie den Springbock vertilgt hat konnten wir leider nicht beobachten, aber sicher in einem Stück.

 

Der Esel, der es sich anders überlegte

Wasser… endlich Wasser. Schon eine Weile schleppten wir uns durchs albanische Bergland. Ende August, die Bachläufe ausgetrocknet. Unsere Trinkflaschen schon seit einer Weile leer. Wir erreichten eine Hirtenhütte. Hier muß es Wasser geben. Zwei Hirten, Schafe, Esel und natürlich ein paar Hunde bewohnten den Unterstand. Freundlich grüßten die Männer, sie wuschen gerade eine große Schüssel aus, hatten wohl Käse gemacht.

Gierig tranken wir von der Quelle. Ein paar nette Handzeichen und Worte in der jeweiligen Muttersprache und schon waren wir wieder unterwegs.

Schau mal, wir werden verfolgt!

Ein Esel hatte sich uns angeschlossen. Los…geh zurück! Ih a… Ih a… seine Antwort. Klatschen, gestikulieren, gut zureden… es half alles nichts, er folgte über Stock und Stein. Auf schmalem Pfad ging es den Abhang hinunter, der Esel hinterher….

Moment mal, eigentlich gar nicht so schlecht. Wenn er mit will, kann er doch unser Gepäck tragen. Gerade als wir unseren Gedanken umsetzen wollten, überlegte es sich der Esel anders, drehte sich rum und trat den Rückweg an. Störrisch, so ein Esel.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.